Die Ernährungstherapie spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung und Rehabilitation von Patienten nach Darmoperationen oder bei Erkrankungen, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Ein praktischer Ansatz zur Ernährung sollte sorgfältig geplant und auf die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten zugeschnitten sein. Hier ist ein detaillierter Überblick:
1. Orale Ernährung
- Ziel: Eine hochkalorische (50-60 kcal/kg/Tag), flüssigkeitsreiche, nährstoffreiche und ballaststoffarme Ernährung, die leicht verdaulich ist und als leichte Vollkost gilt.
- Fette: Die Aufnahme von langkettigen Fetten sollte begrenzt und bis zu 50% der Energiezufuhr durch mittelkettige Fette ersetzt werden, ohne dabei die Versorgung mit essentiellen Fettsäuren zu vernachlässigen.
- Proteine: Der Eiweißanteil sollte etwa 20% der Energiezufuhr betragen (1,5 – 2,0 g/kg/Tag), wobei Milcheiweiß wegen des Calciumgehalts bevorzugt wird (Joghurt, Quark, Magerkäse).
- Kohlenhydrate: Vollkornbackwaren und zartes Gemüse sind empfehlenswert, ebenso der Beginn mit Rohpresssäften. Bei Schwierigkeiten kann auf nährstoffdefinierte oder chemisch definierte Formeldiäten zurückgegriffen werden.
- Vitamine: Insbesondere nach umfangreichen Darmresektionen kann eine anfängliche Vitaminzusetzung erforderlich sein.
- Mahlzeiten: Es sind häufige, kleinere Mahlzeiten zu empfehlen, wobei zwischen den Mahlzeiten getrunken werden sollte. Alkohol sollte vermieden werden.
- Individualität: Es müssen individuelle Unverträglichkeiten und Wünsche berücksichtigt werden.
2. Sondenernährung über den Magen-Darm-Trakt (enteral)
- Wenn die orale Nahrungsaufnahme nicht ausreicht, ist eine Sondenernährung als Langzeiternährung empfohlen. Hierbei erfolgt eine pumpengesteuerte Zufuhr, angepasst an den Stoffwechsel des Patienten.
- Die Ernährung sollte zunächst verdünnte nährstoffdefinierte oder Oligopeptiddiäten enthalten, besonders bei erheblichem Dünndarmverlust.
- Die Planung der enteralen Ernährung folgt denselben Grundsätzen wie die orale Ernährung hinsichtlich Energiegehalt und Nährstoffzusammensetzung.
3. Ernährung unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts (parenteral)
- Bei stark verkürztem Restdarm oder unzureichendem Ernährungszustand, der sich auch unter enteraler Ernährung nicht verbessert, ist eine parenterale Ernährung ratsam.
- Selbst bei parenteraler Ernährung sollte, wenn praktikabel, eine orale oder enterale Nahrungszufuhr erfolgen, um die funktionelle Adaptation des Restdarms zu unterstützen („Resorptionstraining“).
Bei allen Ernährungsformen ist eine regelmäßige Überwachung des Körpergewichts, der Plasmaproteine, Serumelektrolyte, des Flüssigkeits-, Vitamin- und Spurenelementhaushalts sowie des Stuhlvolumens und der Harnausscheidung unerlässlich, um die optimale Versorgung und Anpassung der Ernährungstherapie sicherzustellen.