Im Kontext der chirurgischen Resektion des Dünndarms, insbesondere bei extensiven Eingriffen, die zum Kurzdarmsyndrom führen können, lassen sich drei distinkte postoperative Phasen differenzieren. Diese Phasen sind durch spezifische pathophysiologische Veränderungen und klinische Herausforderungen charakterisiert, die ein adaptives und dynamisches Management erfordern.
Phase I: Hypersekretionsphase
- Dauer: Unmittelbar nach der Resektion einsetzend, erstreckt sich diese Phase über einen Zeitraum von etwa 2 Wochen.
- Pathophysiologie: Charakterisiert durch eine akute Hypersekretion von Flüssigkeit und Elektrolyten in das Darmlumen, resultierend aus der plötzlichen Reduktion der resorptiven Oberfläche und der reaktiven Hyperstimulation des verbleibenden Darmgewebes.
- Management: Die kritische Aufgabe in dieser Phase besteht in der Kompensation des erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes sowie der Sicherstellung einer adäquaten Nährstoffversorgung. Dies erfordert in der Regel eine umfassende parenterale Substitutionstherapie, begleitet von einer sorgfältigen metabolischen Überwachung und Bilanzierung.
Phase II: Adaptationsphase
- Dauer: Diese Phase schließt sich an die initiale Hypersekretionsphase an und kann bis zu 12 Monate andauern.
- Pathophysiologie: Während dieser Zeit kommt es zu graduellen adaptiven Veränderungen im Restdarm, die eine Zunahme der absorptiven Kapazität und eine Reduktion des Flüssigkeitsverlustes durch Hypersekretion bewirken. Diese Adaptationsprozesse umfassen strukturelle Veränderungen wie die intestinale Zottenhypertrophie und eine Zunahme der epithelialen Transportaktivität.
- Management: Die Ernährungstherapie wird schrittweise von parenteraler zu enteraler Zufuhr übergeleitet, wobei die individuelle Toleranz und Absorptionskapazität des Patienten berücksichtigt wird. Ernährungsstrategien wie das Zottentraining und der gezielte Einsatz von Nahrungsbestandteilen, die die adaptive Response stimulieren, sind zentral.
Phase III: Stabilisierungsphase
- Dauer: Nach Abschluss der Adaptationsphase tritt der Patient in eine Phase der Stabilisierung ein, deren Beginn individuell variabel ist.
- Pathophysiologie: In dieser Phase erreicht der Restdarm ein Plateau der funktionellen Anpassung, charakterisiert durch eine Optimierung der Resorptionsprozesse und eine signifikante Reduktion der Diarrhoe- und Steatorrhoe-Symptomatik.
- Management: Die Ernährungstherapie kann zunehmend auf eine orale Ernährung umgestellt werden, wobei eine ausgewogene Zusammensetzung zur Aufrechterhaltung der erreichten adaptiven Verbesserungen und zur Prävention von Mangelzuständen essenziell ist. Die parenterale Unterstützung wird entsprechend der individuellen Resorptionskapazität des Patienten reduziert.