Das praktische Vorgehen der Ernährungstherapie bei Patienten nach extensiver Dünndarmresektion, insbesondere im Kontext des Kurzdarmsyndroms, erfordert eine differenzierte und individualisierte Strategie, um den Ernährungszustand zu optimieren und die intestinale Adaptation zu fördern. Die Therapie gliedert sich in mehrere Stufen:
1. Orale Ernährung
- Energie- und Nährstoffdichte: Eine hochkalorische, flüssigkeitsreiche, nährstoffreiche und ballaststoffarme Diät ist anzustreben, um eine maximale Nährstoffaufnahme bei minimalem Volumen zu gewährleisten.
- Fette: Die Begrenzung langkettiger Triglyceride (LCT) aufgrund ihrer malabsorptiven Effekte bei Steatorrhoe und der Ersatz durch mittelkettige Triglyceride (MCT) bis zu 50% der Energiezufuhr, um die Fettabsorption zu erleichtern.
- Proteine und Kohlenhydrate: Ein ausreichender Eiweißanteil von etwa 20% der Energiezufuhr und eine reichliche Zufuhr von Kohlenhydraten in polymerer Form sind wesentlich. Lactoseintoleranz ist häufig, daher sollte eine lactosearme oder -freie Ernährung angestrebt werden.
- Vitamine und Elektrolyte: Eine Supplementierung defizitärer Mikronährstoffe und Elektrolyte ist erforderlich, insbesondere nach ausgedehnten Darmresektionen. Eine individuelle Anpassung basierend auf regelmäßigen Laborkontrollen ist unabdingbar.
2. Gastrale / Enterale Sondenernährung
- Indikation: Langzeiternährung mittels Sonde ist indiziert, wenn die orale Nahrungsaufnahme unzureichend ist, insbesondere bei Patienten mit signifikantem Dünndarmverlust.
- Formeldiät: Die Verwendung MCT-haltiger, nährstoffdefinierter oder oligopeptidbasierter Formeldiäten, angepasst an den metabolischen Bedarf des Patienten, ist zentral.
3. Parenterale Ernährung
- Indikation: Bei extrem kurzen Restdarmlängen (< 60 cm) oder wenn unter enteraler Ernährung der Ernährungszustand unzureichend bleibt, ist eine parenterale Ernährung erforderlich.
- Kombination mit enteraler Ernährung: Soweit möglich, sollte eine Kombination aus parenteraler und begrenzter enteraler oder oraler Nahrungszufuhr angestrebt werden, um die Adaptationsprozesse des Restdarms zu stimulieren.
In allen Phasen der Ernährungstherapie ist eine fortlaufende Evaluation und Anpassung der Ernährungsstrategie entscheidend. Dies umfasst regelmäßige Kontrollen von Körpergewicht, Plasmaproteinen, Serumelektrolyten, sowie des Flüssigkeits-, Vitamin- und Spurenelementhaushalts. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patienten, Ernährungsfachkräften und medizinischem Personal ist essenziell, um eine adäquate Nährstoffversorgung sicherzustellen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.